Giuseppe Aurelio Costanzo

1843 – 1913

 

 

In Übersetzungen von:

Ludwig Kuhlenbeck

 

 

 

Sonette zur Bruno-Feier

 

Die ganze Welt mag sein Verbrechen kennen!

Vernehmt die Sünde, die er eingestand,

Und dann erwägt, aufs Herz gelegt die Hand,

Ob solch ein Ketzer schuldig war zu brennen!

 

„Die Wahrheit“, lehrt’ er „sollst du Gott nur nennen,

Zum Denken nur gab Gott dir den Verstand,

Und die Vernunft nur hat vor ihm Bestand,

Für Wahrheit soll das Herz in Liebe brennen!“

 

Und diese Lehre war all’ sein Verbrechen;

Als todeswürdig mußte sie erscheinen

Dem Götzendienst des Falschen und Gemeinen,

 

Des Tyrannei und Zwingherrschaft zu brechen,

Er auf des Aberglaubens finst’re Schranken

Gerichtet Batterieen von Gedanken

 

 

Das „heil’ge“ Amt darf ja kein Blut vergießen;

Ist doch das Blut ein gar besondrer Saft,

Von dem betaut Ideenkeime sprießen,

Und samen fördern mit verstärkter Kraft!

 

„So werd’ er denn verbrannt lebendig!“ schließen

Die milden Richter von der Priesterschaft,

„Ein wenig Glut und Rauch! – Die Asche gießen

Wir in den Wind!“   Doch seht die Samenkraft!

 

Auch in der Asche blieb sie noch beständig!

In jedem ihrer Stäubchen lebt sein Geist,

Und jegliches Atom, es ward lebendig,

Ein Zeuge, der die Wahrheit uns beweist.

 

So stäubt die Asche fort in allen Landen,

So ist, ein Phönix Bruno, auferstanden!